Christa Wolf

1929 - 2011

(Uwe Holz)

»Früher suchten sich Liebespaare vor der Trennung einen Stern, an dem sich abends ihre Blicke treffen konnten. Was sollen wir uns suchen? ›Den Himmel wenigstens können sie nicht zerteilen‹, sagte Manfred spöttisch. Den Himmel? Dieses ganze Gewölbe von Hoffnung und Sehnsucht, von Liebe und Trauer? ›Doch‹, sagte sie leise. ›Der Himmel teilt sich zuerst.‹«
aus: Der geteilte Himmel (1963).

 

Christa Wolf zählt zu den herausragenden Schriftstellerinnen der DDR. Zusammen mit Ihrem Ehemann Gerhard war sie als Leiterin eines Zirkels Schreibender Arbeiter im VEB Waggonbau Ammendorf tätig. Die in der Arbeitswelt gesammelten Erfahrungen fanden in dem 1963 erschienen Roman „Der geteilte Himmel“ ihren Niederschlag. Zu dieser Zeit war sie als freie Lektorin im Mitteldeutschen Verlag in Halle tätig.

Christa Wolf brachte sich in zahlreiche gesellschaftliche Debatten ein, was immer wieder zu Konflikten mit Staat und Partei führte. Einer öffentlichen Stellungnahme gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns folgte der Ausschluss aus dem Vorstand der Berliner Sektion des Schriftstellerverbandes der DDR. Mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, wurde ihre Stimme in der Wende- und Nachwendezeit deutlich wahrgenommen, ihre Aussagen aber auch immer wieder kontrovers diskutiert. Eine kurzfristige Stasi-Tätigkeit, die vielerorts wenig differenziert betrachtet wurde, löste einen Literaturstreit aus, der besonders in Westdeutschland intensiv geführt wurde.