Gerd Domhardt
1945 – 1997
(Gilbert Stöck und Katharina Lorenz 2021/2022, Bearbeitung Katja Münchow 2022)
Im Sinne der Bitterfelder Idee schuf der Komponist Gerd Domhardt 1970 die Kantate In memoriam Lenin für die Betriebsfestspiele des CKB. 1973 schloss er einen Vertrag mit den VEB Chemische Werke Buna, der beinhaltete, dass er einerseits die Produktionsbedingungen kennenlernen und andererseits die Werktätigen „im Sinne der sozialistischen Kulturpolitik“ fördern sollte. Ende der 1970er Jahre war Domhardt Mitbegründer der Komponistenklasse für Kinder in Halle und wirkte hier - ganz im Sinne der Bitterfelder Idee - für die künstlerische Bildung der Kinder und Jugendlichen. Diese Komponistenklasse, die namhafte Künstler wie die Komponistin Annette Schlünz oder den Dirigenten Roland Kluttig hervorgebracht hat, besteht bis heute.
Während seines dreijährigen Meisterschülerstudiums ab 1973 bei Ruth Zechlin an der Akademie der Künste der DDR zu Berlin war Domhardt mit westlicher Musik und zeitgenössischer Avantgarde in Berührung gekommen. Seither wandte er sich zunehmend dieser Musik zu, der er unter dem Titel „Annäherung – Neue Musik im Gespräch“ eine eigene Konzertreihe im Händel-Haus Halle widmete.
»Domhardts Bestreben, in seinen künstlerischen Werken den ambivalenten gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit künstlerisch Ausdruck zu verleihen, vereinigt den scheinbaren Widerspruch, als SED-Mitglied und Nachwuchskader einen künstlerisch-kritischen Standpunkt einzunehmen.« (Stöck 2022).